Es hat zahlreiche Versuche gegeben, das Gettier Problem zu lösen. In
Folge dessen wurden viele neue Theorien des Wissens entwickelt. Manche
konnten das Gettier-Problem zwar lösen, sprich eine Definition von
Wissen anbieten, die zeigt, warum Norbert Neidig nicht weiß, dass jemand
im Golfclub eine Rolex besitzt, allerdings haben sich mit diesen
Theorien plötzlich neue Probleme ergeben.
Grundsätzlich kann man zwei Herangehensweisen an das Gettier Problem unterscheiden:
1) Die identifikationistische Herangehensweise
Das
Subjekt des Gettier Falles hat zwar rechtfertigende Gründe, diese
beziehen sich aber auf eine andere Annahme, als man auf den ersten Blick
meinen würde.
2) Die kovariantistische Herangehensweise
Diese
Herangehensweise ist etwas abstrakter: In einer so genannten
benachbarten möglichen Welt, wäre die Überzeugung des Subjektes aller
Wahrscheinlichkeit nach falsch. Wissen liegt nur vor, wenn eine
Überzeugung stabil wahr ist, also auch in einer dieser benachbarten möglichen Welten wahr wäre.
Heute schauen wir uns ein Beispiel für einen identifikationistischen Lösungsversuch an:
Die Kausaltheorie des Wissens
Die Kausaltheorie des Wissens verlangt, dass Tatsache und Überzeugung kausal miteinander verbunden sein müssen, wenn Wissen vorliegen soll.
Was
bedeutet das?
Angenommen, ich sehe ein rotes Auto. Dieses rote Auto ist
kausal dafür, dass Lichtstrahlen reflektiert werden, die auf mein Auge
treffen. Die Informationen, die meine Augen an mein Gehirn weiterleiten
sind kausal dafür, dass ich zur Überzeugung gelange: "Dort steht ein
rotes Auto!".
Die Tatsache, dass am Parkplatz ein rotes Auto steht, ist also kausal für meine Überzeugung, dass dort ein rotes Auto steht.
(Übrigens
muss die Tatsache die Überzeugung nicht kausal verursachen, es reicht
bereits eine kausale Verbindung, doch das ist in diesem Zusammenhang
nicht so wichtig.)
Es ist nicht möglich, eine kausale Verknüpfung
herzustellen zwischen der Tatsache, dass jemand im Golfclub eine Rolex
besitzt, und Norbert Neidigs dementsprechender Überzeugung.
Die Tatsache, dass jemand im Golfclub eine Rolex besitzt wird (zufälligerweise) durch ein Golfclubmitglied (Peter Protzig), das Norbert Neidig nichteinmal kennt, bewahrheitet. Aber es reicht eben nicht aus, dass eine Überzeugung wahr ist, um sagen zu können, dass man auch über Wissen verfügt.
Norbert Neidigs Rechtfertigungsgründe beziehen sich auf einen andere (falsche) Annahme. Nämlich dass Georg Geizig eine Rolex besitzt (was falsch ist, er hat nur eine Fälschung).
Die Tatsache, dass Peter Protzig eine Rolex besitzt, ist also jene, die seine Überzeugung (zufällig) wahr macht, aber für sie nicht kausal ist.
Deswegen weiß - gemäß der Kausaltheroie des Wissens - Norbert Neidig nicht, dass jemand im Golfclub
eine Rolex besitzt.
Schwächen der Kausaltheorie des Wissens
Die
Kausaltheorie des Wissens vermag zwar das Gettier Problem zu lösen,
doch sie lässt dennoch Fälle zu, in denen bloß zufällig richtige
Tatsachen als Wissen bezeichnet werden müssten.
Bsp: Hans fährt
durch eine Ortschaft, die aus etwa hundert Häusern besteht. Was er nicht
weiß ist, dass 99 dieser Häuser Attrappen sind, und nur eines echt ist.
Die Attrappen schauen täuschend echt aus, er kann sie nicht als solche
erkennen. Hans schaut aus dem Fenster und sieht das einzige der hundert
Häuser, das echt ist.
Weiß Hans, dass er gerade ein echtes Haus gesehen hat?
Nach
der Kausaltheorie des Wissens muss man sagen: Ja er weiß das. Die
Tatsache, dass dort ein Haus steht, ist kausal verbunden mit seiner
Überzeugung, dass dort ein Haus steht (vgl oben).
Das Problem ist
aber: Wiedereinmal haben wir es mit einer Überzeugung zu tun, die bloß
zufällig wahr ist, und daher kein Wissen darstellen sollte. Hätte er nur
eine Sekunde früher oder später aus dem Fenster geschaut, wäre er
ebenfalls zu der Überzeugung gekommen "Dort steht ein Haus", nur dass sie
diesmal falsch gewesen wäre.
Wie eine andere Theorie des Wissens dieses Problem und das Gettierproblem löst, sehen wir im nächsten Beitrag.
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