Montag, 9. September 2013

Ich denke, also bin ich. Teil 2: Einwände gegen Descartes

René Descartes berühmte Untersuchung zum Leib-Seele Problem war zweifellos für die geistige Entwicklung Europas ein unglaublich wichtiger Beitrag.
Dennoch kann man seine Schlussfolgerungen heute nicht einfach so unterschreiben. Bevor wir zum ersten Einwand kommen, lohnt sich ein genauerer Blick auf Descartes Dualismus.


Der interaktionistische Substanzdualismus

Körper und Geist sollen also zwei verschiedene Substanzen sein. Wie arbeiten sie zusammen?
Der Körper sammelt Informationen über die Umwelt. Er sammelt optische, akkustische und sensorische Eindrücke.
Diese leitet er sodann an den Geist weiter. Der Geist überlegt nun, was er tun soll, und befiehlt dem Körper, wie er reagieren soll.

zB: Der Körper leitet die Information "Hitze!" an den Geist weiter. Der Geist registriert die Information, überlegt sich eine angemessene Reaktion, und leitet seinen Entschluss an den Körper weiter. Der Körper gehorcht, und man nimmt die Hand von der Herdplatte.

Körper und Geist sind also zwei Substanzen, die miteinander interagieren (daher "interaktionistischer Substanzdualismus"), wobei der Geist über den Körper herrscht.


Ein erster Einwand - Wozu so ein großes Gehirn?

Doch bereits diese an sich ja nachvollziehbare Vorstellung bereitet Probleme. Wenn die Hauptarbeit vom immateriellen Geist geleistet wird, und der Körper ein reiner Befehlsempfänger ist, wozu brauchen wir Menschen dann überhaupt so ein großes Gehirn? Beachte: Der Geist sitzt nicht im Gehirn, sondern ist etwas immaterielles, das unabhängig vom Gehirn vorstellbar ist!
Eigentlich bräuchten wir ja nur ein Gehirn, das in der Lage ist Reize zu empfangen, und Bewegungen zu koordinieren. Das Gehirn eines Hundes wäre dazu auch in der Lage.


Ein zweiter Einwand - Warum so eine beschränkte Interaktion?

Nach Descartes Vorstellung ist die Zirbeldrüse der Ort, wo der Geist mit dem Körper interagiert. Doch warum kann der Geist nur dort auf den Körper einwirken? Warum kann man mit dem Geist nicht beispielsweise auch auf unbelebte Matiere einwirken, oder gar auf andere Körper?


Ein dritter Einwand - naturwissenschaftliche Widersprüche

Ein empirisches Gegenargument könnte lauten: Der Geist wurde bisher nicht nachgewiesen. Nun sind empirische Argumente leztlich immer unsichere Argumente. Nur weil wir etwas nicht nachweisen können, heißt das nicht, dass etwas nicht existiert. Vielleicht können wir ja in 500 Jahren den Geist empirisch nachweisen.
Heben wir das Argument vielleicht besser auf eine abstraktere, rationalistischere Ebene, und fragen wir uns: Wie kann etwas Immaterielles auf etwas Materielles einwirken? Widerspricht das nicht den Energieerhaltungssätzen der Physik? Widerspricht das nicht der Vorstellung, dass die Welt in sich kausal geschlossen ist?
Ein immaterieller Geist, der auf die materielle Welt einwirkt, erschafft quasi aus dem Nichts eine neue Kausalkette - eine problematische Vorstellung.

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