René Descartes berühmte Untersuchung zum Leib-Seele Problem war
zweifellos für die geistige Entwicklung Europas
ein unglaublich wichtiger Beitrag.
Dennoch kann man seine
Schlussfolgerungen heute nicht einfach so unterschreiben. Bevor wir zum
ersten Einwand kommen, lohnt sich ein genauerer Blick auf Descartes
Dualismus.
Der interaktionistische Substanzdualismus
Körper und Geist sollen also zwei verschiedene Substanzen sein. Wie arbeiten sie zusammen?
Der Körper sammelt Informationen über die Umwelt. Er sammelt optische, akkustische und sensorische Eindrücke.
Diese
leitet er sodann an den Geist weiter. Der Geist überlegt nun, was er
tun soll, und befiehlt dem Körper, wie er reagieren soll.
zB: Der
Körper leitet die Information "Hitze!" an den Geist weiter. Der Geist
registriert die Information, überlegt sich eine angemessene Reaktion,
und leitet seinen Entschluss an den Körper weiter. Der Körper gehorcht,
und man nimmt die Hand von der Herdplatte.
Körper und Geist sind
also zwei Substanzen, die miteinander interagieren (daher
"interaktionistischer Substanzdualismus"), wobei der Geist über den
Körper herrscht.
Ein erster Einwand - Wozu so ein großes Gehirn?
Doch
bereits diese an sich ja nachvollziehbare Vorstellung bereitet
Probleme. Wenn die Hauptarbeit vom immateriellen Geist geleistet wird,
und der Körper ein reiner Befehlsempfänger ist, wozu brauchen wir
Menschen dann überhaupt so ein großes Gehirn? Beachte: Der Geist sitzt
nicht im Gehirn, sondern ist etwas immaterielles, das unabhängig vom
Gehirn vorstellbar ist!
Eigentlich bräuchten wir ja nur ein Gehirn,
das in der Lage ist Reize zu empfangen, und Bewegungen zu koordinieren.
Das Gehirn eines Hundes wäre dazu auch in der Lage.
Ein zweiter Einwand - Warum so eine beschränkte Interaktion?
Nach
Descartes Vorstellung ist die Zirbeldrüse der Ort, wo der Geist mit dem
Körper interagiert. Doch warum kann der Geist nur dort auf den Körper
einwirken? Warum kann man mit dem Geist nicht beispielsweise auch auf
unbelebte Matiere einwirken, oder gar auf andere Körper?
Ein dritter Einwand - naturwissenschaftliche Widersprüche
Ein
empirisches Gegenargument könnte lauten: Der Geist wurde bisher nicht
nachgewiesen. Nun sind empirische Argumente leztlich immer unsichere
Argumente. Nur weil wir etwas nicht nachweisen können, heißt das nicht,
dass etwas nicht existiert. Vielleicht können wir ja in 500 Jahren den
Geist empirisch nachweisen.
Heben wir das Argument vielleicht besser
auf eine abstraktere, rationalistischere Ebene, und fragen wir uns: Wie kann etwas Immaterielles auf etwas Materielles einwirken? Widerspricht das nicht
den Energieerhaltungssätzen der Physik? Widerspricht das nicht der
Vorstellung, dass die Welt in sich kausal geschlossen ist?
Ein
immaterieller Geist, der auf die materielle Welt einwirkt, erschafft
quasi aus dem Nichts eine neue Kausalkette - eine problematische
Vorstellung.
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